Sonntag, 27. November 2011

Wie ging er mit seinen Komplexen um?

Darauf habe ich bereits einige Antworten gefunden.
Einerseits erzählt Philippe von seiner grossen Bewunderung seiner Eltern gegenüber, andererseits erwähnt er immer wieder das schlechte Gefühl,dass sie in ihm auslösen. Er schaut zu ihnen hoch, doch verbunden fühlte er sich mit „seines Gleichen“.
Dies fand er in Louise, der Masseurin der Familie. Mit ihr fühlt er sich sofort verbunden, da sie in seinen Augen genauso hässlich sei wie er. Er vertraute ihr zum einen ihre Geheimnisse an, andererseits war auch sie eines seiner Objekte, die er gerne beobachtete. Er meinte ihre Körperbewegungen deuten zu können, sah sich in ihr wieder.
Seinem Bruder dagegen vertraute er zwar die Geheimnisse an, er schien in ihm aber ähnlich schlechte Gefühle auszulösen wie seine Eltern, da er seinen Bruder ja auch über sich stellt.
„Er hörte sich meine Geheimnisse wortlos an, aber sein Blick liess mich zu einem Nichts schrumpfen, er musterte meine Schwächen, hob die Bettdecke an, verkniff sich ein Lachen.“ (S.19)
Im späteren Verlauf des Buches kristallisiert sich aber auch immer mehr heraus, dass Philippe nicht nur unter Selbstweifeln litt, sondern sich diese Zweifel sogar in regelrechten Selbsthass entwickeln. Er beobachtet nicht ur gerne andere Leute, er beobachtet auch seinen eigenen Körper, und die Folgen wenn er sich selber quält.. Er schien darin aber regelrecht eine Gefallen gefunden zu haben.
„Ich entdeckte eine neue Form, mich meines Verliererdaseins zu erfreuen. Der Mangel an Schlaf höhlte meine Wangen mit jedem Tag ein wenig mehr aus,(…)“ (S.21)
Ich bin gespannt, wie sich Philippes gefühlsmässige Situation und sein Verhalten im Verlaufe der Geschichte noch entwickeln wird…

Sonntag, 20. November 2011

Minderwertigkeitskomplexe durch und durch


Was muss ein Kind erlebt haben, dass es mit einem imaginären
Bruder spricht?
Auf diese Fragen habe ich auf den nächsten Seiten eine(Teil-) Antwort gefunden. Philippe schil-dert seine Gedanken und gewährt einem als Leser einen sehr tiefen Einblick in sein See-lenleben. Der Junge ist geplagt von Minderwertigkeitskomplexen und kann sich besonders mit seinem Aussehen, seiner seiner Meinung nach gebrechlichen Gestalt nicht anfreunden.

Er vergleicht sich immer wieder mit anderen Leuten, besonders der Vergleich mit seinen Eltern
scheint seinen Selbstwert zu senken. Er beschreibt sich als dürren, zerbrechlichen Jungen, von Muskeln keine Spur – im Gegensatz zu seinem Vater, der als Sportler über einen durchtrainier- ten Körper verfügt. Auch seine Mutter, so erzählt er, soll einen Traumkörper haben.
In vielen verschiedenen Situationen, die mit seinen Eltern zu tun haben, scheint er immer das Gefühl zu haben, ihnen nicht zu bieten, wassie sich von ihrem Sohn erwarten, eben nicht gut genug, wertvoll genug zu sein.
„Das Gespräch war verletzend für sie. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich ihnen Schande be-reitete, aber dadurch sah ich noch mehr zu ihnen auf: ich hasste meinen Körper, und die Bewunderung für ihre Körper war grenzenlos.“ (S.21)
Nicht nur wenn er von seinen Eltern spricht, gerät er ins Schwärmen. So ist es auch, wenn er von seinem Bruder erzählt. Er sei braungebranntt und muskulös, wenn er mit ihm zankte ging der Bruder immer als Sieger hervor usw.
So ist es naheliegend, dass er sich einen Bruder herbeigesehnt hat um auf ihn all diese Eigenschaften zu projezieren, die er selber gerne hätte.

Sonntag, 13. November 2011

Grimbert oder doch Grinberg?

Wieviel wusste Philippe wirklich über seine Familie? Hatter er bereits als Kind einen Verdacht geschöpft, dass irgendetwas nicht stimmte? Und hat vielleicht genau dieser Verdacht auch etwas mit seinem Verhalten, seinem Gemütszustand zu tun?

"Es waren Kleinigkeiten: ein paar Scheibchen ungesäuerten Brots, die in goldbraun gebackenes Rührei getaucht wurden, ein Samowar in moderner Gestaltung auf dem Kaminsims im Wohnzimmer und, im Büffet verschlossen, ein Kerzenleuchter zwischen dem Tafelgeschirr. Und immer wieder diese Fragen: regelmässig erkundigte man sich nach der Herkunft des Namens Grimbert,(...)" (S.14)

Weiter erzählt Philippe davon, dass er erst sehr spät getauft worden ist und ihm eingeredet wurde, seine Beschneidung wäre aus rein medizinischen Gründen vorgenommen worden. Alles gute Ausreden, doch klingelt bei so vielen komischen Vorkommnissen nicht auch bei einem Kind die Alarmglocken?

Er selbst erwähnt ja immer wieder, wie schwer es war an seine Eltern heran zu kommen. Auf seine Fragen gingen sie nicht wirklich ein.


"Man machte sich auch Gedanken über seine richtige Schreibweise; man grub das "n" aus, das durch ein "m" ersetzt worden war, man stöberte das "g" auf, das von einem "t" verdrängt werden sollte, und wenn ich zu Hause von solchen Mutmassungen berichtete, wischte mein Vater sie mit einer Hanbewegung beiseite." (S.14)

Die Familie Grimbert soll also usrpünglich mal Grinberg geheissen haben.
Kam das dem kleinen Jungen nicht verdächtig vor?

"Ich stiess zwar ständig gegen diese Schmerzhafte Mauer, hinter der meine Eltern sich verschanzt hatten, aber ich liebte sie zu sehr, um das Wagnis einzugehen, die Grenzen zu überschreiten, an alte Wunden zu rühren. Ich war entschlossen, nichts zu erfahren." (S.15)


Er wusste also etwas, doch aus irgendeinem Grund wollte er nicht mehr erfahren.. Es könnte also durchaus sein, dass dieses Wissen beziehungsweise Unwissen zu seinen negativen Gefühlen etwas beigetragen hat.

Montag, 7. November 2011

Philippe Grimbert, erste Einblicke in sein Leben


Paris-in der Zeit nach der deutschen Besatzung - Philippe Grimbert, ein kleiner Junge, Einzelkind und total unzufrieden, erzählt seine Geschichte.

Zu Beginn erzählt Philippe davon, wie unglücklich er war, wie sehr er sich einen kleinen Bruder gewünscht hatte und wie er um die Liebe und Anerkennung seines Vaters kämpfen musste. "So mager, kränklich und blass ich auch war, ich wollte unbedingt der Stolz meines Vaters sein." (S.13)

Er schien regelrechte Depressionen zu haben, schlief unruhig und erzählte beispielsweise in den Ferien immer von einem imaginären Bruder. Ein Bruder der stärker, besser, schneller war als er.
Er schien sich so einsam und verloren gefühlt zu haben, dass er nicht mehr nur vorgab einen Bruder zu haben sondern regelrecht begann daran zu glauben. "Ich hatte mir einen Bruder geschaffen, hinter dem ich mich verstecken konnte, einen Bruder, dessen Last ich mit ihrem ganzen Gewicht trug."( S.12)

Doch was trieb den Jungen soweit, dass er sich nichts sehnlicher wünschte als einen Bruder? Jemand dem er alles anvertrauen konnte, jemand zu dem er hochschauen konnte? Was machte ihn so unglücklich? Woher kam das Gefühl seine Eltern ständig zu enttäuschen und nicht gut genug zu sein?In welchem Umfeld ist er aufgewachsen? Wie waren die Familienverhältnisse und die allgemeinen gesellschaftlichen - und politischen Umstände zu dieser Zeit? Ich werde versuchen auf den nächsten Seiten zu einer Antwort auf diese Fragen zu kommen.